Frettchenzimmer

Abschied von Logan

Mein Mann und ich, wir spürten es schon immer beide: Logan wird irgendwann als letzter gehen. Und so war es auch. Unser Bär ist der letzte unseres ersten, größeren Rudels. Die kleine Jean hatte sich bereits im Juli 2023 auf den Weg ins Regenbogenland gemacht. Ihre Schwester Raven mussten wir fast auf den Tag genau ein Jahr später erlösen. Rocket erlag seinen Krankheiten keine drei Wochen später. Nach familiären Schicksalsschlägen und dem Verlust von zwei Fellkindern hatte uns 2024 doch schon genug traurige Erinnerungen beschert. Das war aber immer noch nicht genug. Auch Logan mussten wir in diesem Jahr schweren Herzens gehen lassen.

Schon an dem Tag, als wir Louie und Balou zu uns holten hatte ich ein komisches Gefühl bei Logan. Das Treffen auf neutralem Boden lief gut, aber Logan hielt sich im Hintergrund. Etwas untypisch für ihn, war er doch immer aufgeschlossen und neugierig. Er schaute sich zwar kurz die Umgebung und seine neuen Freunde an, zog sich dann aber zurück in die Transportbox und beobachtete alles von da. Ich weiß, mit fünfeinhalb war er auch kein Jungspund mehr und vielleicht war er auch etwas verunsichert von den ungewohnten Räumlichkeiten, trotzdem hat mich sein Verhalten stutzig gemacht. Ich nahm mir vor, ihn zuhause etwas aufmerksamer zu beobachten. Die nächsten Tage hat er sich recht normal verhalten. Er hat mit Louie und Balou gerauft und seinen Standpunkt in der Gruppe deutlich gemacht, aber recht schnell Freundschaft mit den beiden geschlossen. Er hat zusammen mit ihnen und den anderen gefressen und gekuschelt. Logan war vielleicht etwas ruhiger und hat etwas mehr geschlafen, aber sich nie von den anderen abgekapselt. Trotzdem überlegte ich, ihn beim Tierarzt mal durchchecken zu lassen.

Anfang Dezember stand ein kleiner Betriebsausflug mit Übernachtung an. Einen Tag hin, am nächsten Abend zurück. Für die Frettchen war natürlich gesorgt. Und trotzdem begleitete mich ein komisches Gefühl. Auch meinem Mann ging es so. Am zweiten Ausflugstag erhielt ich einen Anruf von meinem Schwager. Logan geht es nicht gut. Er liegt da und bewegt sich nicht. Ich rief sofort bei unserer Tierärztin an. Leider war an diesem Tag nur vormittags Sprechstunde und wir könnten frühestens Mittag zurück sein. Bei einem anderen, allerdings nicht frettchenkundigen Arzt bekam ich immerhin einen Termin für den Nachmittag und bei unserer eigentlichen Tierärztin bekam ich einen Termin für den Folgetag. Für den Notfall hatte ich ein Schmerzmedikament zuhause und ich instruierte meinen Schwager, wie er es Logan verabreichen sollte. Außerdem kontaktierte ich noch einen Freund der Familie, der selber pensionierter Tierarzt ist. Eine Ferndiagnose ist aber schwierig und auch selten hilfreich. Kurzfristig fuhren wir also schon am frühen Nachmittag zurück und packten Logan ein. Der Tierarzt veranlasste ein Röntgenbild, befand es aber für unauffällig, übermittelte die Bilder aber auch an unseren Haustierarzt. Wir bekamen Medikamente und hofften, dass sich Logans Zustand bessern würde.

Unsere Tierärztin machte uns am nächsten Tag allerdings wenig Hoffnung. Sie sah einen Schatten auf den Röntgenaufnahmen, der sie verunsicherte. Anhand Logans Krankenbild waren die Aufnahmen wohl eher ein Zufallsbefund, denn sie passten nicht zu Logans anderen Symptomen. Mittlerweile zog Logan seine Hinterläufe nur noch hinterher. Er war kraftlos. Auch seine Kopfhaltung gefiel uns gar nicht. Da Logan ja auch recht proper war, stand auch ein Bandscheibenvorfall im Raum. Wir klammerten uns verzweifelt an diesen letzten Strohhalm und hofften, dass unser Logan wieder auf die Beine kommt. Leider hofften wir vergeblich. Aufgrund der immer auffälligeren schiefen Kopfhaltung konnten neurologische Schäden nicht mehr ausgeschlossen werden. Wahrscheinlich erlitt er einen Schlaganfall. Wir erlösten ihn von seinen Leiden und ließen auch unseren Spreewälder Logan schweren Herzens seine letzte Reise antreten.

Gleich drei Tiere in einem halben Jahr. Irgendwie fühlten wir uns verflucht. Anscheinend sollte es einfach nicht sein, dass unsere Gruppe größer ist als vier. Als Jean und Raven damals zu Logan, Rocket und Dixon stießen, mussten wir schon bald darauf unseren Dixon weiterreisen lassen. Im Jahr, als Yondu und Nebula kamen stellte sich heraus, dass Rocket krank ist und wir verloren ihn und unsere Raven. Und auch kurz nachdem Louie und Balou einzogen schrumpfte unser Quintett wieder auf vier. Und bei vieren soll es nun auch erstmal bleiben.

Doch was macht man mit einem Tier, welches seine letzte Reise angetreten hat? Welche Möglichkeiten hat man in so einer Situation. Wieder kein schönes Thema, trotzdem möchte ich auch das ansprechen. In zwei Wochen…