Ziehen wir doch heute mal gemeinsam Bilanz: Frettchen brauchen ihr eigenes Reich, evtl. mit Außengehege, welches natürlich dann auch entsprechend abgesichert werden muss. Sie brauchen mindestens einen Partner, besser zwei, dementsprechend auch genügend Schlafmöglichkeiten und Rückzugsorte. Artgerecht gehalten fressen sie rohes Fleisch und Futtertiere. Aufgrund ihres relativ kurzen Verdauungstrakts müssen sie natürlich auch regelmäßig und öfters fressen, und somit auch öfter aufs Klo. Die Katzentoiletten müssen täglich gereinigt werden. Ihre Bettchen sollten natürlich auch sauber sein und regelmäßig gewaschen werden. Aufmerksamkeit wollen sie auch und spielen möchten sie mit sicherem Spielzeug. Einmal im Jahr steht dann noch die Impfauffrischung gegen Staupe an. Das ist kurz und knapp gesagt “schon alles” was man beachten sollte. Aber ist das nun wirklich mehr Aufwand als bei anderen Haustieren?
Ich finde nicht. Aber nehmen wir doch mal ein paar andere Tiere zum Vergleich: Einen Hund zu haben ist toll. Ein treuer Begleiter der Dich beschützt, mit Dir kuschelt, spielt, der meist auf Dich hört und in der Regel von allen in der Familie geliebt wird. Hunde gehören zu den Allesfressern. Zusätzlich zu Fleisch (gerne roh) fressen und vertragen sie auch Obst, Gemüse und Kohlenhydrate. Hunde brauchen viel Beschäftigung und Auslauf, aber auch sie sollten eigentlich nicht allein gehalten werden, denn kein Mensch ersetzt einen Artgenossen. Beim täglichen Gassigehen verrichten sie dann auch ihr Geschäft. Allerdings richtet sich das Wetter nicht nach den Gassizeiten, man muss also IMMER raus, manchmal noch vor Sonnenaufgang oder spät abends, egal wie trüb und nass es draußen ist. Zusätzlich fällt eine jährliche Hundesteuer an, die je nach Stadt und Rasse unterschiedlich hoch ausfallen kann. Hunde lange alleine zu lassen ist oft nicht so einfach und hängt auch von der Erziehung ab. Denn wenn Deine Tiere nicht gut erzogen sind, kann das einige Probleme mit sich ziehen, z.B. bei Besuchern, beim Spaziergang, bei der Begegnung mit fremden Hunden oder anderen Tieren. Gegebenenfalls muss man regelmäßig eine Hundeschule besuchen. Außerdem stehen auch noch jährliche Impfungen oder Wurmkuren auf dem Plan.
Auch Katzen haben ihre Ansprüche. Katzen sind, wie Frettchen auch, eigentlich reine Fleischfresser. Dennoch bekommt man für sie auch reichlich Dosenfutter im Supermarkt. Ich hoffe, Du greifst hier auch wenigstens auf hochwertiges Futter zurück, solltest Du Katzen haben. Trotzdem ist es für die Tiere eigentlich nicht artgerecht. (Ich möchte hier aber niemanden zum barfen bekehren, das steht mir nicht zu. Aber vielleicht schaffe ich es, das der ein oder andere sich mit dem Thema mal auseinandersetzt, dann habe ich viel mehr erreicht, als mit dem Versuch, anderen meine Meinung aufzudrängen.) Auch Katzen sollten einen Partner haben. Sie sind gesellig und schlau und doch auch sehr eigen. Man kann sie nicht dressieren wie einen Hund, denn sie haben ihren eigenen Kopf. Katzen klettern gern und brauchen hierfür auch in der Wohnung genug Möglichkeiten um sich auszupowern und ihre Krallen zu wetzen. Haben sie das nicht, bedienen sie sich eben an Deinen Vorhängen, der Couch, der Tapete, oder, oder, oder. Man kann sie auch als Freigänger halten, muss sich aber bewusst machen, dass hier sehr viel passieren kann. Auch Katzen brauchen ihre jährlichen Impfungen, Wurmkuren und gegebenenfalls andere Untersuchungen.
Vielleicht denkst Du dir jetzt: “das hört sich auch nicht anspruchsloser als Frettchenhaltung an, dann hol ich mir eben Fische oder Schildkröten, da muss ich mich nicht viel drum kümmern”. Aber selbst Fische oder Schildkröten haben ihre Ansprüche. Hier brauch man ein Aquarium mit zig Litern voller Wasser, welches gefiltert, gereinigt und gelegentlich gewechselt werden muss. Sauerstoff muss auch zugeführt werden und die Pumpen laufen 24/7. Schildkröten brauchen eventuell eine Kombination aus Land und Wasser und für den Winterschlaf einen kühlen Ort ohne große Temperaturschwankungen. Man kann sie dafür z.B. in den Kühlschrank legen, aber der darf dann eben auch nicht ständig geöffnet werden. Heißt also, ein zweiter Kühlschrank muss her, der zusätzlich Strom frisst, damit die Schildis in Ruhe schlafen können.
Du siehst, jedes Tier hat seine Ansprüche. Letztendlich liegt es doch aber an uns, welches Tier für unseren Lebensstil sozusagen am besten geeignet ist. Wir arbeiten z.B. Schichten. Oft sind wir zu unterschiedlichen Zeiten zuhause. Hätten wir Hunde, wären diese dann also viel allein, regelmäßiger Auslauf gestaltet sich schwierig. Klar würde das auch alles irgendwie gehen, ich persönlich finde es dann aber nicht mehr artgerecht den Hunden gegenüber. Für uns sind Frettchen daher ideal. Sie stehen früh mit mir auf, egal wann, und bekommen ihr Frühstück, danach wird eine ausgiebige Siesta gehalten. Sie verschlafen also meist die Zeit, in der wir nicht da sind. Und sie haben ein ganzes Rudel. Sie spielen zusammen, da fällt es oft gar nicht so auf wenn wir mal länger arbeiten müssen. Oft arbeiten wir auch Gegenschichten, also jeder zu einer anderen Zeit – Doppeljackpot für unsere Bande, denn da ist zu jeder Tageszeit jemand zuhause, den man ärgern kann. Auch barfen empfinde ich nicht als teuer. Denn auch für hochwertiges Trocken- und Nassfutter muss man tiefer in die Tasche greifen. Wenn ich unseren Tieren jetzt 500g Dosenfutter mit hoher Qualität pro Tag hinstellen würde, hätte ich unterm Strich ähnlich hohe Kosten wie mit 500g Fleisch. Wir selbst entscheiden also für uns, welchen tierischen Ansprüchen wir am besten gerecht werden können.
Klar kann man jetzt auch sagen, für Frettchen in reiner Wohnungshaltung brauch ich doch keine Staupeimpfung, das Geld kann ich mir ja schonmal jährlich sparen… Falsch! Wie wichtig eine Staupeimpfung ist und warum auch bei “Stubentigern” nicht darauf verzichtet werden sollte, erkläre ich Dir im nächsten Beitrag…
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