Frettchenzimmer

Vom Dosenöffner zum Raubtierfütterer

Und da sind wir nun: Dixon ist sehr krank und im Sommer sollten bei uns zwei Jungspunde einziehen, die nur rohes Fleisch gewohnt sind. Natürlich wollen wir nur das beste für unsere Tiere. Aber Austin und Dixon zählten mit 7 und 5 Jahren doch schon zu den Oldies – kann man Tiere in dem Alter denn überhaupt noch an anderes Futter gewöhnen?

Ein Grünschnabel wie ich war, zog ich natürlich alsbald in ein kleines Zoogeschäft in der Nähe und kaufte zwei Eintagsküken. Was hab ich mir nur dabei gedacht, ihnen als erstes gleich ein ganzes Futtertier vor die Nase zu legen, welches sie traurigerweise doch ihr ganzes Leben lang noch nie gesehen hatten. Ganz klar, der Versuch ging ziemlich nach hinten los… Auch mit purem Rinderhack war ich erfolglos. Beim nächsten Mal hab ich ihnen dann ganz einfach eine kleine Menge Hack direkt mit unter ihr gewohntes Futter gemischt und siehe da: keiner hat mich schief angeschaut und es wurde alles aufgemampft – mein erster Erfolg und ich war ziemlich stolz auf mich (es war ja auch mein erstes Mal)! Ich habe dann über Wochen hinweg immer etwas mehr rohes Fleisch untergemischt, mal Rinderhack, mal hab ich Hühnerbrust in mini-minikleine Stücke geschnitten. Bei Onlineshops für Tiernahrung habe ich dann auch fertig gewolftes und vorportioniertes Futter gefunden, welches natürlich mehr Abwechslung auf den Wuselteller brachte – und mir praktischerweise weniger Arbeit.

Voller Euphorie nahm ich beim nächsten Mal im Zoogeschäft Babymäuse mit. Und da war er dann, der Rückschlag! Austin hat sich zwar eine Babymaus geschnappt und ein bisschen drauf rumgekaut, aber mehr auch nicht. Auch wurde mein Futtergemisch mit einem höheren Rohanteil nicht mehr so gut angenommen wie zuvor. Eigentlich habe ich nichts falsch gemacht. Denn genau so sollte man eine Futterumstellung angehen. Aber auch hier gibt es kein Patentrezept. Nicht bei jedem Tier funktioniert es auf die gleiche Art und Weise, auch hat man bei keinem Tier gleich schnell Erfolg. Ich habe wirklich alles versucht, aber keiner von beiden wollte weiter gehen als bis zu einer Futtermischung halb und halb. Doch trotz aller Bedenken durften unsere Welpen natürlich bei uns einziehen. Unsere Oldies Austin und Dixon haben weiter ihr “Menü” bekommen, die Welpen wurden artgerecht ernährt. Keiner ist an das Futter des jeweils anderen gegangen, weil alle ja ihre Gewohnheiten hatten und alle sind satt geworden.

Einen späten Erfolg konnte ich dann doch noch bei unseren Oldies feiern, zumindest bei einem. Als wir Austin erlösen mussten, machte ich für Dixon dann natürlich die übliche Mischung fertig. Aber Dixon hat sie nicht angerührt. Nicht mal ein bisschen wollte er davon, hat nur etwas vom Trockenfutter genommen, welches die beiden noch bekommen hatten, aber auch nicht viel. Ich hatte schon Angst, dass er vielleicht so sehr um seinen Kumpel trauert, dass er ihm folgen wollte. Also habe ich ihm nach ein paar Tagen einfach intuitiv mal nur das rohe gewolfte serviert. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, denn der kleine Kerl hat reingehauen wie ein Scheunendrescher. Von da an gab es für ihn nur noch das gewolfte rohe Futter… Spekulieren kann man nun natürlich viel, aber ich vermute tatsächlich, dass Dixon dem älteren Austin zuliebe den Mix mitgefressen hat, was er ja dann nicht mehr “musste”. Seit diesem Tag wurde bei uns kein Beutel Katzenfutter mehr geöffnet, zum Glück, denn ich fand den Geruch von Nassfutter schon immer sehr… speziell. Natürlich musste auch ich mich erstmal an den Anblick von soviel rohem Fleisch, Mäusen und Küken in meinem Gefrierfach gewöhnen und mich damit arrangieren, dass da jetzt nur noch sehr wenig Platz für unsere Lebensmittel frei ist. Aber ich könnte es mir auch nie wieder anders vorstellen.

Fazit der Futterumstellung: Eine Nahrungsumstellung kann immer gelingen, unabhängig vom Alter der Tiere. Vielleicht hätte ich bei unseren Oldies auch schon früher Erfolg gehabt, wenn ich hartnäckiger gewesen wäre. Immerhin war es ja auch für mich eine neue Erfahrung und ich weiß nun, was ich vielleicht beim nächsten Mal anders machen muss, sollte es dazu kommen. Ich weiß auch, dass nur gewolftes Fleisch natürlich nicht ideal für Dixon war, es ist nicht abwechslungsreich genug, aber ich war so froh, dass Dixon dann artgerechtes Futter angenommen hat. Ab dem Tag musste ich allerdings aufpassen, dass er auch genug davon abbekommt, denn unsere Neuzugänge haben jetzt natürlich mitgefressen. Welpen wachsen ja noch und sind daher besonders gefräßig, aber offensichtlich haben wir uns bei unserem ersten Züchterwelpen einen kleinen Nimmersatt geangelt… Mehr von unserem Spreewälder Logan erfährst Du dann beim nächsten Mal…


2 Antworten zu „Vom Dosenöffner zum Raubtierfütterer“

  1. Manuela Ehm

    Das ist ja eine richtige Herausforderung. Mäuse und Küken im Tiefkühler. Upps, da braucht man fast ein Futterabteil für die Frettchen alleine. Tolle Geschichte. gerne wieder was neues im nächsten Blog.

    1. Loreen

      Ja, genau. Wir haben drei Fächer in unserem Tiefkühler. Die beiden größeren fürs Frettchenfleisch, das kleinste fürs Menschenfutter. Es ist nicht selten, dass in einem Haushalt mit mehr Tieren auch ein eigener Gefrierschrank für die Frettchen zu finden ist 😀
      Freut mich, dass dir die Beiträge gefallen, in zwei Wochen gibts Nachschub ^^

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