Frettchenzimmer

BARF – artgerechte Ernährung

Vor ein oder zwei Jahren bin ich beim Ausmisten auf einen alten Frettchenratgeber gestoßen. Zum Thema Ernährung wurde natürlich als Hauptnahrungsquelle Fleisch aufgeführt, aber auch, dass gelegentlich Obst und Gemüse gereicht werden kann… Der Ratgeber landete daraufhin sofort im Altpapier. Zeiten ändern sich und früher war ja auch noch nicht soviel über Frettchen bekannt. Auch wir haben unsere Tiere früher mit Trocken- und Nassfutter aus der Katzenabteilung versorgt und ja, im Sommer gab es auch mal ein Stück Gurke oder Melone zur Erfrischung. Irgendwann habe ich mich dann intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt – und dann nach und nach das Futter umgestellt. Denn Frettchen gehören zu den Carnivoren. Sie sind Fleischfresser und sollten auch ausschließlich Fleisch bekommen. So schön der Gedanke auch ist, dem Tier mit einem Stück Apfel ein paar Vitamine zugute kommenzulassen, so unnötig ist er auch. Der Verdauungstrakt von Fleischfressern sichert einzig und allein die Aufnahme von proteinreicher Kost, alles andere können sie nicht verwerten und kann ihnen sogar schaden.

Bei der Ernährungsmethode BARF (“Bones And Raw Foods” oder auch “Biologisch Artgerechtes Rohes Futter”) wird also die natürliche Nahrung so gut es geht “nachgebaut” und sollte in etwa zu 80% aus Muskelfleisch, 10% Knochen und 10% Innereien bestehen. Verfüttern kann man hier sämtliches Geflügel, Rind, Kaninchen, Lamm, Pferd, Wild (Reh, Hirsch) oder Fisch. Zum Muskelfleisch gehört übrigens nicht nur die klassische Hähnchenbrust mit Fett und Haut, sondern auch Magen und Herz, vor allem Herzen sind wegen des natürlich hohem Tauringehalt sehr wichtig. Alle Knochen vom Hähnchen eignen sich super, da die Frettchen diese größtenteils auch zerkauen und mitessen können. Im rohen Zustand ist das auch völlig ungefährlich, lediglich gekochte Knochen können splittern und zu Verletzungen führen. Aber auch Kaninchenkarkassen und Putenhälse können angeboten werden. Unter den Innereien sollte auf jeden Fall Leber auf dem Speiseplan stehen. Niere und Milz eignet sich ebenso, wobei ich unserer Bande Nierchen teilweise schon extra klein schneiden muss, damit davon was mit durchrutscht. Auch Fisch sollte etwa einmal pro Woche angeboten werden. Hier ist Lachs sehr beliebt, geeignet sind aber ebenso auch z.B. Forellen, Aal oder Sprotten. Um Gräten brauchst Du Dir hier auch keine Gedanken machen, auch die können sie mit fressen. Auf rohes Wildschwein sollte hingegen komplett verzichtet werden. Die Fütterung von Schweinefleisch ist etwas umstritten. Denn Wild- und Mastschweine können den sogenannten “Aujeszky-Virus” übertragen. Schweine, die in Deutschland geboren, aufgezogen und geschlachtet/verarbeitet werden gelten zwar als Aujeszky-frei, dennoch weiß man ja auch nicht immer, woher das Fleisch nun kommt, deswegen verzichten wir hier trotzdem darauf. Auch Futtertiere wie Mäuse, Ratten, Eintagsküken, Wachteln oder Tauben gehören zur artgerechten Ernährung dazu und sollten regelmäßig verfüttert werden (theoretisch kann man auch Hamster oder Meerschweinchen verfüttern, hier habe ich persönlich aber meine “Schmerzgrenze” erreicht).

In Deutschland gilt das Tierschutzgesetz, welches besagt, das lebende Tiere nicht, bzw. nur in Ausnahmefällen verfüttert werden dürfen (z.B. im Falle einer Auswilderung). Abgesehen davon ist der Jagdtrieb bei Frettchen ja meist nicht mehr vorhanden, ich muss also nicht näher darauf eingehen was passieren würde, wenn eine lebende Maus in der Wohnung nicht gejagt und gefressen wird… Mancher Halter bietet seinen Tieren gelegentlich auch Trockenfutter an. Das ist manchmal praktisch, da Frettchen einen kurzen Verdauungstrakt haben und alle 3-4 Stunden Nahrung zu sich nehmen müssen (was im Sommer durchaus zur Herausforderung wird, da rohes Fleisch gerne Fliegen anzieht). Trockenfutter wird jedoch selten angenommen, da die Züchter meist auch darauf verzichten, wir bieten es bei uns auch nicht an. Solltest Du trotzdem auch Nass- und Trockenfutter anbieten wollen, schau Dir die Zusammensetzung bitte genau an und achte auf einen Fleischanteil von min 80% (bedenke aber stets, dass gekochtes Fertigfutter eigenlich nicht auf dem natürlichen Speiseplan der Bande steht). Es gibt mittlerweile Trockenfutter speziell für Frettchen, man kann aber auch auf hochwertiges Katzenfutter zurückgreifen. Übrigens: Auch Katzen gehören zu den reinen Fleischfressern. Wenn eine Futterumstellung auf Fleisch bei Katzen für Dich nicht in Frage kommt, so achte auch hier bitte auf die Zusammensetzung des Futters, dass Du anbietest.

Die wichtigsten Infos über Frettchen hast Du nun erstmal gelesen, jetzt ist es endlich soweit: beim nächsten Mal erzähle ich Dir von Austin – und meiner ersten Begegnung mit einem Frettchen…


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert