Im Mai 2024 verlor Raven einen ihrer Reißzähne. Wieso und wie es passiert ist, weiß ich bis heute nicht. Als ich an einem Sonntag bemerkte, dass ihr Zahn wackelte, rief ich natürlich gleich beim Notdienst an. Da sie aber noch fraß und kein Fieber hatte, vereinbarte ich mit dem Bereitschaftsarzt, dass ich ihr das Schmerzmittel, welches ich noch vorrätig hatte gebe, und am Montag gleich unseren Tierarzt kontaktiere. Montag früh war der Zahn dann ganz raus, bzw. habe ich ihn selbst gezogen, da er nur noch am seidenen Faden hing. Leider bekam ich erst für Mittwoch einen Termin. Da ich aber auf einer Dienstreise war, Raven weiterhin kein Fieber hatte und fraß, sollte sie erstmal weiter die Schmerzmittel nehmen. Die Wunde heilte von alleine auch gut zu und alles war wieder gut.
Ein paar Wochen später bekam sie auf einmal einen Hustenanfall. Ein paar Tage später wieder. Wir vereinbarten natürlich einen Termin beim Tierarzt, denn Mitte Juni wollten wir mit der Bande in den Urlaub und sie sollte ja auch fit sein. Auf den Röntgenaufnahmen war ein Schatten zu sehen. Ein Tumor war im Gespräch, aber es gab auch Anzeichen, die dagegen sprachen, z.B. war die Luftröhre komplett frei, ein Tumor hätte sie vielleicht ein- bzw. abgedrückt. Wir vermuteten, dass durch den ausgeschlagenen Zahn vielleicht doch eine Entzündung entstanden ist, deswegen erhielten wir erstmal leichte Medikamente gegen Husten. Anfangs sah es auch so aus, als ob das hilft. Raven hustete mal wieder an einem Tag, dann war wieder Ruhe und wir hatten auch den Eindruck, als ob es besser werden würde. Auch ansonsten ging es ihr gut. Sie fraß und trank, schlief vielleicht etwas mehr aber das schrieben wir der Hitze zu. Alle sind im Sommer etwas träge. Tagelang war Raven wieder unauffällig. Aber im Urlaub wurde es dann wieder schlimmer und wir vereinbarten mit dem Arzt, es mit Prednisolon zu versuchen.
Doch es wurde immer schlimmer. Ich meldete mich beim Tierarzt, die mich freundlicherweise noch am selben Tag in die Sprechstunde reinquetschten. Es wurde nochmal ein Röntgenbild gemacht, welches leider auf einmal eine große Ansammlung von Flüssigkeit zeigte. Nun sollte noch ein Ultraschall gemacht werden mit dem Hintergedanken, der Maus via Punktion erstmal die Flüssigkeit abzusaugen. Aber dazu kam es leider nicht. Denn beim Schallen sah man ganz deutlich, dass in Herznähe ein riesiger Tumor saß. Eine Absaugung hätte nur Linderung für kurze Zeit geschaffen, im schlimmsten Fall wäre sie uns über Nacht erstickt. Prednisolon wäre noch ein Versuch gewesen. Da sie das ja aber schon ein paar Tage bekommen hatte und es nichts gebracht hat, war das ein Zeichen, dass der Tumor schon zu weit fortgeschritten war. Schweren Herzens entschieden wir uns für das einzig richtige. Wir mussten Raven ihren letzten Weg über die Regenbogenbrücke gehen lassen…
Raven ist ganz friedlich in meinen Armen eingeschlafen, während sie zufrieden Paste geschlabbert hat. Es war keine leichte Entscheidung, sie war doch erst vier Jahre alt. Aber auch das gehört dazu, wenn man ein Haustier hat. Manchmal muss man eben auch schwere Entscheidungen zum Wohl des Tieres treffen. In solchen Situationen fühle ich mich immer… machtlos, resigniert, leer. Ich versuche wirklich immer alles in meiner Macht stehende, damit es meinen Tieren gut geht. Und dann kann ich auf einmal nichts mehr tun. Vorwürfe kamen auch noch dazu. Erst ein paar Tage zuvor hatten wir einen Todesfall in der Familie, der uns natürlich zusätzlich beschäftigt hat. Haben wir dadurch vielleicht sogar irgendwelche Hinweise übersehen? Irgendwelche Anzeichen falsch gedeutet und zu spät reagiert?
Ich kann die Zeit leider nicht mehr zurückdrehen, aber ich weiß, dass es Raven jetzt besser geht. Sie kann endlich ohne Handycap springen und toben und hat keine Schmerzen mehr. Und sie ist wieder zusammen mit ihrer Schwester Jean… Ja, auch Jean musste uns viel zu früh verlassen. Die nächsten zwei kommenden Beiträge sind ihr gewidmet…
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